James Tunks – ZONE – Fotobuch-Präsentation & Artist Talk
Freitag, 23. Mai 2025, 19:00
Softcover, Stumpergasse 53-55, 1060 Wien
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Vortragssprache: Englisch
Unser philosophisches Verständnis der Fotografie mag sich an Begriffen wie Zeit und Vergangenheit orientieren, aber unsere Werkzeuge zur Herstellung von Bildern sind in den aggressiven Fortschritt der technologischen Innovation und des Vorwärtsdenkens eingebettet. Kameras besitzen heute die Fähigkeit, auf immer umfassendere Weise zu erkennen, zu erfassen, zu verarbeiten, zu beschreiben, zu erweitern, vorherzusagen und zu „denken“. Und wie die meisten rechnergestützten Geräte ist auch die Kamera nicht immun gegen die disruptiven Kräfte der KI und des maschinellen Lernens.
ZONE – das dritte Buch des in Wien lebenden australischen Künstlers James Tunks bei Perimeter Editions – scheint eine Geste in Richtung dieser Dynamik zu sein. Tunks‘ Motive und die ihnen zugrunde liegende Symbolik verweisen sowohl auf die Geschichte als auch auf die Gegenwart des Technischen, des Forschenden, des Verborgenen und des Geheimen, indem sie grelle Farbblitze als Folie für präzises, akribisch detailliertes Schwarzweiß verwenden. Raubvögel und die Insignien der Apollo-Mission stehen neben abgelegenen isländischen Landschaften, die für die Erforschung des Mondes genutzt werden; blendende Vollbildaufnahmen der Sonne unterbrechen hyperdetaillierte Teleskopaufnahmen des Mondes. Fragmentierte Porträts enthüllen ihre eigenen fotografischen Prozesse; Bilder hallen nach, spiegeln und verdoppeln sich und bieten wechselnde Blickwinkel, Perspektiven und Sektionen.
Wie schon in seinem ersten Buch Into Dust (2017), in dem Tunks mit pulverisierten Kameralinsen und philosophisch aufgeladenen Materialien gefälschte astronomische Fotografien erstellte, und in seinem Buch AI (Art Index) von 2022, in dem er mit Hilfe von frühem maschinellem Lernen Schlüsselwerke der Kunstgeschichte neu interpretierte, spielt ZONE an den Rändern von neuem und altem Wissen. Ein anonymer Text am Ende der Bildsequenz des Buches versetzt den Protagonisten in eine Art Fiebertraum. Allein, im Ausland und im Besitz eines geheimen Kameraprototyps von unvorstellbarer Bildherstellungskraft (und großem Wert für gefährliche ausländische Akteure), denkt er über die Implikationen und die schiere Tragweite der Fortschritte des Geräts nach.
„In den vergangenen Jahren, in denen ich auf diesem Gebiet gearbeitet habe, habe ich beobachtet, dass Technologie immer eine Verlängerung eines bereits existierenden biologischen Prozesses oder einer Funktion des Menschen war, z. B. die Kamera zum Sehen oder das Einschreiben von Erinnerungen“, schreibt er. Wir waren nun jedoch in eine Ära der Hyperentwicklung eingetreten, in der diese Technologie jede denkbare menschliche Fähigkeit bei weitem übertraf. Es handelte sich um eine Kamera, die über solche thermischen Fähigkeiten verfügte, dass die Flamme einer aus hundert Metern Entfernung aufgenommenen Kerze heller brennen konnte als die Sonne … die in der Lage war, die auf dem Mond hinterlassenen Spuren der Apollo-Mission zu fotografieren … die den Atem eines feindlichen Aufständischen in der nächtlichen Wüste identifizieren konnte … die ein sich bewegendes Objekt mit der fünfhundertfachen Reichweite und Präzision verfolgen konnte, mit der ein Adler seine Beute verfolgt.“
In Tunks‘ ZONE schwankt die Bilderzeugungstechnologie zwischen der Fähigkeit, mikroskopische Details zu erfassen, und der Fähigkeit, Störungen im großen Stil zu verursachen.
James Tunks (geboren 1988, Australien) ist ein Künstler, der in Wien, Österreich, lebt und arbeitet. Er ist Meisterschüler der Städelschule, Frankfurt am Main, und hat einen BFA (Hons)-Abschluss des Victorian College of the Arts, Melbourne. Er hat in Einzel- und Gruppenausstellungen in Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, Wien und Melbourne ausgestellt. Seine früheren Bücher, Into Dust (2017) und AI (Art Index) (2022), wurden von Perimeter Editions veröffentlicht. Er wird von der Galerie Wilma Tolksdorf, Frankfurt am Main, vertreten.